Gundolf, Friedrich: Brief an Marianne Kassner. o.O., 3.1.1917
3 Januar 1917
Verehrte Frau Marianne:
Seien Sie unbesorgt, Ihre Sendungen
kommen wahrscheinlich alle an, wenn
auch mit grosser Verspätung. Gestern
abend kam Ihr Kammerkirsch, als ich
gerade mit aüsserst trüben Gedanken
in meine Klappe stieg - ich nahm einen
kräftigen Schluck daraus auf Ihr Wohl
und zu dem meinen, und es war
mir darauf wieder wohl - ich schlief gut
und träumte leidlich. Ich wohne in einem
engen Pferch mit 300 Kameraden, die jeder
Zeit schreien, qualmen, etc, keine Minute
Ruhe, immer irgend eine unnütze Selbstzweck
arbeit in kniehohem Dreck - kurz alles