Gangl, Josef: Brief an August Sauer. Wien, 22.1.1914
Hochverehrter Herr Hofrat!
Mir ist jetzt wieder alles recht, weil ich von Ihnen
wieder einen Brief habe. Wenn auch das Leben
was immer bringt, ich trags, weil mir ja doch einmal
der Buckel eigens zum Tragen gewachsen ist. Nur wenn
Sie gar nichts mehr von mir wissen wollten Herr
Hofrat, das wär das Ärgste für mich.
Mir ist Ihr Brief lieber als weiß Gott was, weil ich
nur wieder aufs Neue weiß: Der hält schon schon so
lang zu Dir als es überhaupt möglich ist zu Dir zu halten.
Und ich weiß auch, dass ich meinen geistigen Arbeitsanteil doch
noch auf dieser Welt ermach´.
Über die letztere Zeit will ich nicht klagen, ich wollt es
ja einesteils so wie es ist und es muß mir schon deshalb
recht sein, schlechter werde ich eigentlich über alles nimmer
fallen tu ich auch schwerlich mehr anders als auf die Knochen
und die Ruh wird schon komen in der die Symphonie,
die mir im Schädel tobt und manchmal so viel
Schmerzen macht, derart auf irgend einer Claviatur
ausgreifen kann dass ich´s selber höre und dass es
auch die Leute anhören können. Langsam werde ich´s
heraus bringen was in mir ist. Der Mutter geht´s