Gangl, Josef: Brief an Max von Millenkovich-Morold. Wien, 14.3.1915
Hochverehrter Herr Sektionsrat
Nehmen Sie auch von mir die Versicherung, dass mich der Gedanke an das,
was Sie in diesen Tagen empfinden mögen, ehrlich bewegt.
Gott soll Ihnen Ihr Weh ertragen helfen!
Auch für das, was Sie an uns unglücklichen vom ärgsten Elende niedergeschmetterten
Menschen getan haben, soll er Sie trösten in diesen Tagen Ihres Schmerzes.
Sie haben mir, als ich bei Ihnen war, eine Hoffnung mitgegeben, die nun
wirklich meine einzige Hoffnung ist. Ich hätte sonst gar nicht mehr menschlich
fühlen können, wenn Sie mir nicht diese Aussicht auf Hilfe gegeben hätten.
Aus Deutschland wird mir gar nicht mehr geholfen und hier errege ich wo ich um
Erwerb anhalte mit einem nervösen Wesen nur Spott. Meine deutschen Redakteure
sind im Feld und hier gibt es Niemanden zu dem man mit Belletristik gehen kann.
Die deutschen Setzer sind auch im Feld, deshalb will Herder den neuen, schon halb gesetzten
Novellenband erst im Herbste herausgeben, falls dann seine Fabrik noch steht. Ebenso
gehts mir bei der Jannsen´schen Volksbücherei mit einer langen Arbeit. Jannsen hat
die Druckerei in Saarlouis, nah am Kriegsschauplatz.
Aus wär's mit mir, wenn Sie mir diesmal nicht hülfen! ganz aus. Gott
muß es Ihnen tausendmal vergelten. Tausend vergelts Gott auch von
meiner Mutter und armen Kindern.
Ihr Sie wirklich hochverehrender, Ihnen mehr als sein eigenes Leben
verdankender:
Josef Gangl,
Wien XIII. Pachmanngasse 2.
am 14 März 1915.