Freiburg i. B., am 22. April 1923.
Kaiserstraße 131
(bei Renk und Eichenherr).
Verehrt. Intendanz der
„Volksbühne” in Wien,
zu Handen des Herrn Direktor Felix Weingartner.
Beifolgend erlaube ich mir, Ihnen das Buch meiner Oper
„Der Taugenichts”
zur gef. Einsicht zu übersenden. Das Werk ist vom Stadttheater in
Basel für die erste Hälfte der nächsten Spielzeit zur Uraufführung
angenommen worden, während die für Deutschland in Freiburg i. B.
stattfinden soll. Es würde mich freuen und ehren, wenn Sie nach Durch=
sicht des Buches sich bewogen fühlten, dem Gedanken der Aufführung
näher zu treten.
Was die Musik betrifft, so ist sie, namentlich auch in den
zahlreichen eingestreuten Liedern, volkstümlich gehalten; sie erfor=
dert keine außergewöhnliche Orchesterbesetzung, ebensowenig einen Chor.
Ferner gestatte ich mir noch auf den heute vielleicht nicht zu unter=
schätzenden Umstand hinzuweisen, daß in der Oper die Joseph Haydnsche
Melodie, nach welcher das Lied „Deutschland, Deutschland über alles”
gesungen wird, an mehreren wichtigen Stellen eine Rolle spielt.
Indem ich Ihrer gesch. Rückäußerung gerne entgegensehe, begrüße
ich Sie mit vollkommener Hochschätzung
Georg Haeser.