Halbe, Max: Brief an Max von Millenkovich-Morold. München, 22.1.1918
Wollen Sie so gütig sein, mir den Termin
der Leseprobe, zu der Sie ja mein Erscheinen
ausdrücklich gewünscht haben, seinerzeit recht-
zeitig, möglichst schon einige Wochen vorher,
mitzuteilen, damit ich in den Besitz der
nötigen Ausweise gelangen kann.
Ich befinde mich durch diesen Wartezu-
stand in der fatalen Lage des Mannes,
der sich zwischen Tür und Angel eingeklemmt
fühlt und weder rückwärts noch vorwärts
zu neuem Schaffen kann.
Hier hatte am Donnerstag der „Strom”
mit einem Wiener Gast (aber ohne deren
Verschulden) ein glänzendes Haus und seine
alte starke Wirkung. Aber man mußte
doch wehmütig an Anni Rosars Renate
denken. Sie sollte diese Rolle wirklich
im Burgtheater spielen.
Mit schönsten Grüßen, auch von meiner
Frau. Ihr aufrichtig ergebener
Max Halbe