Wien 2. Jänner 94

Mein liebes Fraülein!
Sie sind immer gut und liebenswürdig,
– mehr als so alter Kerl wie ich, verdient.
Ihren Neujahrswunsch erwiedere ich von ganzem
Herzen. Aufrichtig wünsche ich Ihnen alles
Glück, das Sie so reichlich verdienen. Wie
würde es mich freuen, wenn die Wölkchen
von Mißmuth und Pessimismus, die meistens
Ihre Stirn umflattern, vor einer heiteren
Wirklichkeit schwinden würden!
Wollen Sie mir Ihre Concert-Eindrücke
mittheilen, so machen Sie mir ein wahres
Vergnügen, – nur werde ich in Versuchung
kommen, Ihnen einige hübsche Ideen zu stehlen.
Heilige Hedwig, schrei' für mich!
In's russische Concert komme ich leider nicht; hingegen
zu Ethel Sharpe u. die Opernmatinée am 6t. d.M.
Mit herzlichem Gruß Ihr
EdH.