Hanak, Anton: Brief an Helene Koenig. Wien, I. Stubenring 3, 10.5.1918
Keinen Halt giebt es mehr ~
keine Hoffnung in diesem Kampf.
Morgen ~ und wieder Morgen
Abends ~ und wieder eine ~
Nacht. Soll ich noch Euerem Geflüs-
ter folgen ~ mich durch Euch
schützen lassen? Wo bleibt Ihr ~?
mein Kreis der mich aufrechthällt
inmitten meiner Welt liebt ~?
Hast Du schon Alles um mich ver=
brannt goldenes Antlitz? Alles fort
gebannt was ich so schweer um
mich gestellt? Wo ich mich hin=
wende ~ wonach ich greife ~
Alles leer und unendlich tief ~
trostlos bangt es mir entgegen, ~
es beginnt sich zu drehen ~ zu
fallen ~ es stürzen die Funda=
mente des Lebens. Bald wirst Du
nurmehr um mich kreisen, meinen
Augen das Ziel verrücken ~
bald wirst auch Du Dein Werk voll-
bracht haben. Zu Dir ringen noch
zu Allerletzt meine Arme, die Du
nie zu erfassen vermagst. Du bist
das goldende Antlitz dass ich ein Le
ben lang ersehnt ~
Du bist unnahbar und ewig die
strahlende Sonne.
AH
Wien 10. Mai 1918
I. Stubenring 3