Hanak, Anton: Brief an Helene Koenig. Wien, Stubenring 3, 10.5.1918
Wieder ein grausammer Morgen ~.
Die Welt ist gegen mich als hätte ich
keine Berechtigung hier zu leben =
~~ zu wirken. Lange Zeit schon
drängt mich ein rasender Furor zum
Irrsinn
jetzt bricht mir die treiben=
de Leibeskraft zusammen. Die Ge=
lenke schwellen mir an und wollen
sich nicht bewegen die Schmer=
zen erreichen langsamm den Höhe
punkt der Erträglichkeit. Noch kann
ich aufrecht stehen
vor mich
sehen ~ noch kann ich vorwärts ge=
hen. Aber die Unsicherheit des thie=
rischen Daseins beginnt Oberhand zu
bekommen. Die Zukunft durchden=
ken
abwiegen ~ kann ich
nicht ~ an die Arbeit zu gehen ~
hindert mich der erkrankte Leib ~ .
Die Flammen lodern noch wen auch
die Gespenster sie ersticken wollen ~ ,
nur brennen sie immer verzehrender
sie finden keine Möglichkeit in die=
se Welt zu schlagen. Bisher hat Al=
les nur mich getroffen
~ verwun
det bisher musste ich selbst hei=
len und aufbauen. Jetzt fühle ich dass
ich Allein zu schwach geworden
~
den Andern zum Triumpf verhelfe ~ .
Sie werden sich Mühe geben sie wer=
den mich heilen
mir einen an=
deren Begriff vom Leben und Da=
sein offenbaren.
AH
Wien 10. Mai 1918
Stubenring 3
8h Morgens.