Hanak, Anton: Brief an Helene Koenig. Wien, Cottage Sanatorium, 8.7.1918
Deine Augen suchen vergebens das
traumhafte Ziel ~ Du sollst nicht
Alles dorthin wenden wo ein Irrlicht
flimmert. Bist so verloren ~ von
Träumen fortgetragen ~ schwebest
zwischen Himmel und Erde. Kein Laut
der Warnung kann zu Dir gelangen,
deine Augen sehen schon lange
nicht mehr die Erde. Du bist ver=
klärt durch eine unsichtbare Wol-
ke. ~ sie hüllt dich ein auf dass du
niemals mehr erwachest. In diesem
Zustand pendelst Du hilflos im Raum
der Verirrten ~ dem geheimnissvol-
len Glück ergeben streckst Du nie m
mals Deine Arme aus, um einen Halt
zu bekommen. Für Dich ist keine Zeit
im Drange ~ deine Welt ist seit
wärts des irdischen Getriebes. Der Mor-
gen gleicht Deinem Kreisen er zieht
mit Dir und schützt Dich vor dem ~
Kampf des Tages ~ bewahrt Dich vor
dem Schwert der Nacht. Du siehst
uns nicht ~ noch hörst Du unsere
Ruhe ~ Du würdest zur Erde stür=
zen wen wir Dich erwecken. Wir
dürfen nicht hoffen dass wir Dir im=
mer folgen können ~ wir müssen
um Dich hüten und wachen, Das um=
nebelte Bild anbeten.
A~H
Wien 8. Juli 1918
Cottage Sanatorium.