Mittel-Schreiberhau, den 23. Juli 1919.
Sehr verehrter Herr Franz Servaes
Ich muss Ihnen heute in Eile und in ganzem Vertrauen nur einen
Gruss senden und ein Herzensgefühl mitteilen .
Ich höre eben , dass Sie unter den Preisrichtern des Kleist-
Preises sind . Und durch einen Zufall höre ich weiter , dass Ju-
lius Maria Becker, der Dichter des letzen
Gerichtes und einiger unvergleichlicher Verse in dem
neuen Gedichtbuch bei Wolff auch in Frage kommt . Da möchte ich
mir nicht versagen , Ihnen meine ganze Liebe und Bewunderung für die -
sen tiefen , eigenartigen , in seltsamer Höhe der Gefühle wandelnden ,
jungen Gestalter auszudrücken . Ich bitte Sie herzlich , der Betrach -
tung dieser Verse und den kühnen , abgründigen Ideen seines Dramas
sich mit Ihrer vollen Hingabe hinzugeben . Ich weiss , wie tief und
liebevoll Sie das vermögen . Und ich zweifle keinen Augenblick , dass Sie
dann eine ungewöhnlich beglückende Begabung entdecken werden .
Ich grüsse Sie aufs herzlichste . Und es ist mir nur noch Be -