München,
23/6. 16
Adelheidstr. 35.
Lieber Freund,
Herzl. Dank für Ihren ausführlichen Brief.
Endlich erfährt man etwas von Ihrem Soldaten=
leben. Sehr schade daß ich mich nicht an Sie ge=
wandt habe in Betreff Gesuch. Habe geglaubt
daß das Generalconsulat hier auch was weiß.
Ein zweites Gesuch kann ich nicht senden da ich
keine Belege mehr habe und ohne diese braucht
man meinen Begründungen nicht zu glauben.
Hoffe nur daß das Gesuch "hinübergegeben" wurde,
da ich nichts zurück erhielt. Jetzt wird man so wie
so kein Interesse für derlei haben. Man muß
alles dem Zufall überlassen eben so wie draußen
das einzelne Schicksal. Die Kunst hat ja momentan
keinen Wert am wenigsten in diesem Krieg der
so universell ist und die Existenzfrage ganzer
Völker betrifft und die Kunst überhaupt nur
Privatsache ist, früher von Herrschern und der
Kirche und jetzt von Einzelnen, denn die offizielle
heutige Kunst ist ja keine. Was Sie mir schreiben hat
meine Lust auch nicht vermehrt hinaus zu gehen.
Habe aber den Nebengedanken einen schmerz=
losen Übergang aus dem Civil ins Soldaten
leben herzustellen durch allmäliges Einarbeiten
und trainiren und deßhalb werde ich mir falls ich
Glück habe Mühe geben zu einem Commando
zu kommen wo man seine Talente eben auch
Soldatische d. h. Militärische weiter bilden kann.