Jessner, Leopold: Brief an Franz Servaes. Berlin, 24.11.1920
Der Intendant
des Staatlichen
Schauspielhauses
BERLIN, den 24. November 1920.
Sehr geehrter Herr Doktor !
Ihre ausführlichen Zeilen über unsere Aufführung
des III.Richard liessen es mich wieder einmal auf das
Lebhafteste bedauern, dass ich die Verpflichtung der
Künstlerin Servaes nur durch den Verlust des Kritikers
Servaes möglich machen konnte, und zwar nicht etwa, weil
ich mir an sich gewiss wäre, in Ihnen, sehr geehrter
Herr Doktor, einen verständnisvollen Freund meiner Bestre-
bungen zu finden, sondern weil mir der Grad der liebevol-
len, vom Endurteil unabhängigen Versenkung überhaupt
ausserordentlich wünschenswert erscheint.
Dass Sie diesmal so ganz einverstanden sein konnten,
hat mich natürlich sehr erfreut, und ich gestatte mir,
Ihnen, sehr geehrter Herr Doktor,meinen verbindlichsten
Dank für die mir in Ihren freundlichen Worten geopferte
Zeit und Mühe auszusprechen.
Mit besten Empfehlungen
Ihr
sehr ergebener
Leopold Jessner.
An
Herrn Dr.Franz Servaes
Steglitz.