GUSTAV JANOWITZ
Poděbrad, 29. März 1918
Sehr geehrter Herr Kraus !
Vor genau 5 Monaten erhielt mein armer Franz
die unheilvolle, totbringende Wunde und die uns zu-
gleich zugefügte schmerzt heute noch ebenso, wie am
13. Nowember, als uns der furchtbare Verlust bekannt
wurde.- Wie trügerisch sind die üblichen Worte, dass
die Zeit Wunden heilt ! - Ich fühle es, dass die ab-
solute Heilung erst bei meinem letzten Atemzuge er-
folgen wird ! -
Doch, nicht anjammern will ich Sie, werter
Herr Kraus, sondern nur bitten, mir eine kurze Fra-
ge zu beantworten. Für Ihre noch so kurze Antwort,
die für mich und meine Familie massgebend sein soll,
wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Wie denken Sie über die Exhumierung und Uiber-
führung der sterblichen Uiberreste unseres Franz ?
Halten Sie die Uiberführung für angezeigt oder wä-
ren Sie für deren Belassung in Mittelbret ?
Damit Ihre zu äussernde Ansicht ganz unbeein-
flusst ausfalle, unterlasse ich es, meine Meinung
hierüber auch nur anzudeuten, ebenso jene meiner
Gattin. -
Wir besitzen leider keine letzten Aufzeich -
nungen der etwaigen diesfälligen Wünsche unseres
guten Franz und sind auf der Suche nach den von ihm
vor seinem Abmarsche aus Trient daselbst deponierten
Sachen. - Wie man mir von Trient angezeigt hat, wurden
diese Sachen vor cirka 3 Monaten von einem Leutnant,
welcher sich für einen Cousin meines Sohnes ausgab,
in Trient behoben, angeblich um dieselben uns zuge-
hen zu lassen ! - Diese Sache wird eben recherchiert,
doch ich vermute ein verbrecherisches Vorgehen ! -
Mein Sohn Otto ist in Graz in noch unausge -
sprochener, schwebender Stellung und Hans auf ital.
Boden, doch in ziemlich stabiler, ruhiger Stellung.
Mit der Versicherung meiner besonderen Wert -
schätzung verharre ich
Ihr freundschaftlichst ergebener
GustavJanowitz
Poděbrad, 29. März 1918
Sehr geehrter Herr Kraus !
Vor genau 5 Monaten erhielt mein armer Franz
die unheilvolle, totbringende Wunde und die uns zu-
gleich zugefügte schmerzt heute noch ebenso, wie am
13. Nowember, als uns der furchtbare Verlust bekannt
wurde.- Wie trügerisch sind die üblichen Worte, dass
die Zeit Wunden heilt ! - Ich fühle es, dass die ab-
solute Heilung erst bei meinem letzten Atemzuge er-
folgen wird ! -
Doch, nicht anjammern will ich Sie, werter
Herr Kraus, sondern nur bitten, mir eine kurze Fra-
ge zu beantworten. Für Ihre noch so kurze Antwort,
die für mich und meine Familie massgebend sein soll,
wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Wie denken Sie über die Exhumierung und Uiber-
führung der sterblichen Uiberreste unseres Franz ?
Halten Sie die Uiberführung für angezeigt oder wä-
ren Sie für deren Belassung in Mittelbret ?
Damit Ihre zu äussernde Ansicht ganz unbeein-
flusst ausfalle, unterlasse ich es, meine Meinung
hierüber auch nur anzudeuten, ebenso jene meiner
Gattin. -
Wir besitzen leider keine letzten Aufzeich -
nungen der etwaigen diesfälligen Wünsche unseres
guten Franz und sind auf der Suche nach den von ihm
vor seinem Abmarsche aus Trient daselbst deponierten
Sachen. - Wie man mir von Trient angezeigt hat, wurden
diese Sachen vor cirka 3 Monaten von einem Leutnant,
welcher sich für einen Cousin meines Sohnes ausgab,
in Trient behoben, angeblich um dieselben uns zuge-
hen zu lassen ! - Diese Sache wird eben recherchiert,
doch ich vermute ein verbrecherisches Vorgehen ! -
Mein Sohn Otto ist in Graz in noch unausge -
sprochener, schwebender Stellung und Hans auf ital.
Boden, doch in ziemlich stabiler, ruhiger Stellung.
Mit der Versicherung meiner besonderen Wert -
schätzung verharre ich
Ihr freundschaftlichst ergebener
GustavJanowitz