Einstein, Alfred: Postkarte an Roland Tenschert. Berlin, 25.2.1932
Zeitschrift für Musikwissenschaft
Herausgegeben von der Deutschen Musikgesellschaft E. V.
Verlag: Breitkopf & Härtel in Leipzig - Schriftleitung: Dr. Alfred Einstein, Berlin=W30, Heilbronner Str. 6I
25.II.32
Lieber Herr Dr.,
lassen Sie sich zunächst als jüngstes Mitglied der DMG begrüssen! Wenn
Sie weitere Proselyten machen können, tun Sie es ja: es steht jetzt so,
dass man wirklich von Person zu Person werben sollte, um von allen Notgemein-
schaften und sonstigen äusseren Hilfen - die sich doch nie einstellen - un-
abhängig zu bleiben.
Sie wissen, dass Ihnen für jeden Mozart- (und andern) Beitrag die Zeit-
schrift offen steht; und ich freue mich besonders, dass Dr.Zweig seine M.-
autographe Ihnen zur Verfügung stellt. Behandeln Sie bitte das Bekannte
zu Gunsten des Unbekannten kurz; auch über die "Figaro" Skizzen ist ja von
Kinsky im Auktionskatalog schon ziemlich ausreichend gesprochen worden.
Auf die Veröffentlichung des ungedruckten Stücks lege ich natürlich grossen
Wert.
Schon lang wollt'ich Ihnen sagen, dass Schiedermair die Echtheit der so-
genannten Romantischen Sonaten nicht erst auf dem Salzburgerkongress, son-
dern schon in seinem Mozartbuch s.452 angezweifelt hat.
Der Theaterzettel des "D.Gio." ist eine Fälschung eines Prager Buch-
druckers des gelobten XIX.Jahrhunderts. Sie finden darüber Ausführliches
in Prochazkas Mozartbuch; auch Abert ist über die Sachlage unterrichtet.
Die Fälschung geht schon aus dem unrichtig angegebenen Vornamen der Bondini
hervor.
Sollte Zweig die Erlaubnis zur Publikationen der ungekürzten Bäslebriefe