Einstein, Alfred: Postkarte an Roland Tenschert. Berlin, 25.2.1932
ben: -- ich bin doch ein wenig unschlüssig! Ich besitze (unter uns) von einer
kleinen Reihe Photos, und ich habe beim Herumzeigen und Vorlesen, horribile
dictu, die Erfahrung gemacht, wie viele humorlose und prüde Menschen es gibt.
Besonders unter den Preussen. Soll man diesen armseligen Leuten wirklich
Gelegenheit geben, Anstoss zu nehmen? Also lassen wir's noch offen!
Für "Haydn und die Frauen" wird es nicht leicht sein einen verlegerischen
Liebhaber zu finden! Wenn das Jubiläum vorbei sein wird, sinkt Haydn wieder
bei der Allgemeinheit ins Dunkel zurück; und ergehört nicht zu den Leuten,
für deren "Liebesleben" man sich wie bei Byron oder Wilde oder Wagner oder
Liszt interessiert. Guter Rat ist teuer.
Ihren "Haydn" hab'ich leider nach der Lektüre von etwa 120 Fahnen wieder
aus der Hand legen müssen! Die Zeit reichte nicht mehr, dass ich Ihrem Kor-
rektur-Tempo hätte nachkommen können. Schon aus diesem Grund hätte sich jede
Art von Danksagung verboten.
Grüssen Sie Ihre l. Frau und nehmen Sie slbst die schönsten Grüsse
Ihres ganz ergebenen
Alfred Einstein