Kabasta, Oswald: Brief an Wilhelm Kienzl. Graz, 19.10.1928
Graz, den 19.Oktober 1928 .
Fernsprecher 525
Generalmusikdirektor.
Verehrter Herr Professor !
Schönen Dank für Ihre freundliche Karte,die ich hiemit post-
wendend beantworte.Ich bin höchst erstaunt,dass Sie von der Jubiläumskanz-
lei auf Ihre mehrfachen Anfragen keine Antwort erhielten und bedaure dies
sehr lebhaft,wenngleich ich dran unschuldig bin.
Heute vor 8 Tagen erst fiel die letzte Entscheidung in Angelegenheit
einiger prominenter Werke,die für das Grazer Musikfest angenommen wurden.
Das Musikfest wurde vor cirka 4 Wochen in einer Sitzung,der ich krankheits-
halber leider nicht anwohnen konnte,zu Grabe getragen,d.h.es wurde mit Rück-
sicht auf die grossen Abgänge bei den beiden Ausstellungen (Ewa und steir.
Kunstausstellung) beschlossen,das für die weiteren zwei Konzerte vorgesehene
Geld zum Stopfen dieser Löcher zu verwenden!!In der nächsten Sitzung,die,
wie erwähnt,genau vor 8 Tagen stattfand,versuchte ich zu retten,was zu retten
war,und setzte es durch,dass die prominenten Komponisten (Sie und Dr.Hauseg-
ger) von der Absetzung ihrer Werke nicht betroffen werden.So wird Ihre "Osta-
ra" also in einem normalen Symphoniekonzert im Frühjahr zur hiesigen Erstauf-
führung gelangen.Das genaue Datum kann ich wegen Unkenntnis der Dispositio-
nen der für die Mitwirkung ausersehenen Gesangvereine derzeit noch nicht
bekanntgeben,doch werde ich mir erlauben,Sie rechtzeitig hievon in Kenntnis
zu setzen.Ich freue mich sehr,dass nun für Sie alles beim Alten bleibt!
Darf ich Ihnen,sehr verehrter Professor,bei dieser Gelegen-
heit für Ihre freundliche Einladung zum Beitritt zum Aktionskomitee der
Franz Schubert-Gedächtnisstiftung danken,der ich umso lieber Folge leiste,als
der Zweck dieser neuen Vereinigung wirklich ideal ist!
Mit den besten Empfehlungen an Ihre verehrte Frau Gemahlin bin ich
Ihr sehr ergebener
Oswald Kabasta