26 XI 1921
Lieber Freund Rössler!
Könntest Du so freundlich sein, und Dich für
folgende Sache interessieren? Ein Bekannter von mir
besitzt ein Bild, welches er um 20.000.- K. verkaufen
möchte. Dasselbe stellt einen weibl. Rückenackt, liegend,
dar, Größe ca. 1.30 : 80 cm. Das Bild stammt aus dem
Besitze des Malers Jaspers, welcher ein Feuerbachschüler
war, und halte ich das Bild für eine Arbeit Feuerbachs,
die für ihn typische Medeafrisur, wie auch Färbigkeit
und Pinselführung sprechen hiefür. Wohl ist bei einem
Fuße eine große Schwäche, es dürfte das ganze Bild viel-
leicht eine Arbeit eines seiner Schüler ursprünglich
gewesen sein, welche von Feuerbach zur Gänze über-
malt geworden. Leider keine Signatur. Es würde
mich sehr interessieren, wie Dein Urteil darüber
ist, und ich denke, das Bild wäre leicht um
einen höheren Betrag zu verkaufen, ich hab
dazu leider gar keine Zeit, und hättest Du
auch andere Verbindungen als ich.
Wenn Du Zeit hättest, möchte ich Dich
ersuchen, Dich der Sache anzunehmen, und
wenn sich etwas heraussieht, so möchte ich
Dich bitten, mir vom Überschuss etwas zu-
kommen lassen zu wollen. Der betreffende
Bekannte ist ein Herr Kiessler, II.
Lichtenauergasse 5/8a, welchen ich zugleich
von Deinem eventuellen Besuch verständige.
Kiessler selbst versteht von Kunst fast nichts.
Wie geht es sonst? Diesmal sind meine
2 Bilder im Künstlerhaus refüsiert worden.
Lamm ist noch in Schweden, er musste sich
dort einer schweren Bauchoperation unterziehn.
Glotz wieder in Tyrol. Geschäfte bei der elenden
Teuerung viel zu gering.
Indem ich mich Deiner Frau Gemalin aufs
beste empfehle,
grüßt Herzlichst Dich
Dein Freund
Max Kahrer
Lieber Freund Rössler!
Könntest Du so freundlich sein, und Dich für
folgende Sache interessieren? Ein Bekannter von mir
besitzt ein Bild, welches er um 20.000.- K. verkaufen
möchte. Dasselbe stellt einen weibl. Rückenackt, liegend,
dar, Größe ca. 1.30 : 80 cm. Das Bild stammt aus dem
Besitze des Malers Jaspers, welcher ein Feuerbachschüler
war, und halte ich das Bild für eine Arbeit Feuerbachs,
die für ihn typische Medeafrisur, wie auch Färbigkeit
und Pinselführung sprechen hiefür. Wohl ist bei einem
Fuße eine große Schwäche, es dürfte das ganze Bild viel-
leicht eine Arbeit eines seiner Schüler ursprünglich
gewesen sein, welche von Feuerbach zur Gänze über-
malt geworden. Leider keine Signatur. Es würde
mich sehr interessieren, wie Dein Urteil darüber
ist, und ich denke, das Bild wäre leicht um
einen höheren Betrag zu verkaufen, ich hab
dazu leider gar keine Zeit, und hättest Du
auch andere Verbindungen als ich.
Wenn Du Zeit hättest, möchte ich Dich
ersuchen, Dich der Sache anzunehmen, und
wenn sich etwas heraussieht, so möchte ich
Dich bitten, mir vom Überschuss etwas zu-
kommen lassen zu wollen. Der betreffende
Bekannte ist ein Herr Kiessler, II.
Lichtenauergasse 5/8a, welchen ich zugleich
von Deinem eventuellen Besuch verständige.
Kiessler selbst versteht von Kunst fast nichts.
Wie geht es sonst? Diesmal sind meine
2 Bilder im Künstlerhaus refüsiert worden.
Lamm ist noch in Schweden, er musste sich
dort einer schweren Bauchoperation unterziehn.
Glotz wieder in Tyrol. Geschäfte bei der elenden
Teuerung viel zu gering.
Indem ich mich Deiner Frau Gemalin aufs
beste empfehle,
grüßt Herzlichst Dich
Dein Freund
Max Kahrer