Leipzig 15. Febr. 1915.
Verehrtester Herr Artaria!
Ihr Brief von heut hat mir eine grosse
Freude gemacht. Ich denke mit grossem Vergnügen
an die von Ihnen erwähnten Tage und an so viel
andere äusserst glückliche in Wien.
Die Zeiten tragen ein furchtbares Gesicht, aber
ein Wunsch hier überall:- möchten unsere staatlichen
Beziehungen, die bleiben, als die sie sich jetzt zeigen.
Wie gern wäre ich wieder einmal in Wien
Freunde, Menschen, Stadt und Land sehn. Aber in
diesen Zeiten ist das Fortbleiben von Haus
und Sachen nicht gut möglich.
Zwei schwere Verluste hatte ich im letzten Jahre
und jetzt. Mein Freund Architekt Hummel in
Triest starb im Juni, und jetzt vor 14 Tagen folgte
ihm seine liebenswürdige Schwester Pauline nach.
Ich habe stets Freude an Ihrer Zeitschrift, die
mir illustrativ die beste Kunstzeitschrift überhaupt
scheint. Das literarische müssen Sie mir erlassen
zu beurtheilen, da reicht die Zeit nicht, um Alles zu lesen.
Seien Sie auf das herzlichste begrüsst
Ihr ergebener
M. Klinger
[seitlich:] P. S. Ich wäre Ihnen für Äusserung uber das Geschäftliche der in
Anlage erwähnten 20 Studien sehr dankbar. Die Kosten waren sehr hoch.