Breslau 31. VII. 23.
Sehr verehrtes liebes Fräulein!
Die erste Beschäftigung in den
heute beginnenden Ferien soll es
sein, Ihnen für Ihren letzten lieben
Brief zu danken. Meine „Malteser”=
Studie haben Sie hoffentlich erhalten.
Beim Niederschreiben mancher Stelle
dachte ich an Sie u. würde mich sehr
freuen, wenn ich Ihre Zustimmung
fände. Sie genießen jetzt wohl unse=
re lieben herrlichen Berge? Ich muß
bei der jetzigen Teuerung in diesem
Jahre auf jede Sommerfrische
verzichten. Meine Tochter war 4 Wo=
chen in Berchtesgaden, als es noch
erschwinglich war. Haben Sie Bahrs
„Selbstbildnis” gelesen? Es hat
mich darin vieles angezogen, man=
che Urteile aber auch empört. Ich
sehe unsere Lage für völlig hoff=
nungslos und verzweifelt an. Der
größere Teil des deutschen Volkes
besteht aus gewissenlosen Wucherern