Kolig, Anton: Brief an Richard von Schaukal. o.O., 26.9.1916
26. Sept. 1916
Lieber Freund !
Bitte nehmen Sie mein letztes Bild an!
Wieso ich dazu komme? Weil ich Sie verehre und
lieb habe - diese Arbeit möchte ich gerne in
Freundes-Obhut wissen. Wenn sie frei wird - sende
ich Sie Ihnen zu. Sie hat sehr viel von dem, was ich
hineinlegen wollte, trotzdem sie unvollendet blieb.
(was jetzt nicht mehr bei mir Gebrauch ist) - weil
durch einen unglücklichen Zufall das Modell unver-
sehens abkommandiert wurde. Aber das Unglück
ist nicht sehr groß, denn das Wichtige was ich wollte
ist darin und wenn Ohrläppchen nicht ausgeführt
und die Hand bloß angedeutet sind, so schadet dies
dem Ausdruck gar nichts. Es ist jedenfalls ein echter Kolig.
Aber es fallen alle Stempel ab alle
Einwendungen, welche Sie wegen eines eventuellen
Verkaufs machen könnten. Wollen Sie?
Meine Frau war vorgestern auf Besuch - ich
schwelge noch immer in Freude. Dieses treue Wesen
ist ganz ganz mein, so lieb so opferwillig. Es ist
glaube ich selten, daß ein Mensch so glücklich
verheiratet wird.
Ich lebe jetzt außer in meiner eigenen Arbeit
in Rembrandt (Klassiker der Kunst in Gesammt=
ausgaben II. Band)
und in Van Gogh (nur in Erinnerung.)
In Verehrung herzlich Ihr Anton Kolig