Kraus, Karl: Brief an Ludwig von Ficker. Wien, 8.11.1915
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Wien 8. Nov.
L. Fr.
früh, gleich nach Empfang Ihrer lieben Karte,
auf die ich leider nur mit meinen Hoffnungen
und Wünschen antworten kann, habe ich einen
Mann aufgesucht, der sich in diesen Angelegenheiten
„auskennt”: er hat mich über den Schluss Ihrer
Karte beruhigt, wirklich beruhigt. Es sei neuestens
anders.
Jetzt habe ich L. aufgesucht. Wir sitzen im
Café Capua u. senden Ihnen die allerherzlichsten
Grüße.
Ihr K.
L. H v. F.! Ein guter Freund
der Familie Hentschel ist
in Ihrem Regiment Oberleut=
nant, der Maler Rudolf
Parsch. Er ist Leiter einer
Munitionskolonne. Könnten
Sie sich mit ihm in
Verbindung setzen? Hentschels
und ich lassen ihn herz=
lich grüssen. Auch wir
haben ihm geschrieben, er
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kennt Sie durch den
Brenner.
Mit den besten Grüssen
und Wünschen
Ihr Adolf Loos
Lieber Herr v. Ficker das
Ganze ist ein Mißver-
ständnis, wundern Sie sich
nicht lieber Freund Ich bleibe
Ihr alter OKokoschka
ohne Charge!!
Kommentar: Wundern Sie
sich nicht, lieber Freund
über das Vorhergehende. OK
hat einen Schuss ins Hirn, aller=
dings hat er vorher genau so
dunkel (Magus von Ottakring)
geschrieben. Sonst ist er xund
A. L.
. /.