Wien, 18. Juli 1923
Bitte, entschuldigen Sie die Maschinschrift mit der absoluten
Unleserlichkeit einer nur Setzern erschlossenen Handschrift. Ich schreibe
seit vielen Jahren keine Briefe mehr, fühle mich aber verpflichtet, Ihnen
das Beiliegende mitzuteilen. Ich konnte dieses Unmass von Ueberhebung nicht
auf sich beruhen lassen, schon aus Rücksicht auf den Verlag nicht, der auf
solche Art angesprochen wird. Wie Sie sich erinnern dürften, habe ich damals
ein gewisses Unbehagen empfunden, als Sie nach dem Ferngesoräch mir mitteil-
ten, der Herr wisse, dass Sie mit mir über die Sache gesprochen hätten. Nun
rühmt er sich einer förmlichen Mission, mit der er Sie betraut habe. Sie
sehen, dass meine Antwort diesen Punkt unberührt lässt, wiewohl ich dem Herrn
nicht ungern bedeutet hätte, dass ich unsere freundschaftliche Beziehung nie
zur Vermittlung einer Botschaft an ihn gebrauchen wollte und wie wenig ich
mir auch bewusst gewesen sei, eine solche an mich durch jene zu empfangen. Ic[h]
bin aber des weitern überzeugt, dass Sie so wenig wie ich gewusst haben,dass
der Herr Ihnen einen"Auftrag" - er sagt, er habe "durch" Sie mir etwas aus-
einandersetzen "lassen" - erteilt hat. Immerhin sollten Sie auch da Richtlinien
weisen und so kategorisch wie von Ihrer künstlerischen Domäne auch von der
Ihres Privatlebens den Einfluss von Leuten ablenken, die ihre schönste und na=
türlichste Bestimmung, Geldgeber einer guten Sache zu sein, nur zu leicht in
Misskredit bringen. Auch in diesem Punkt sind sicher die alten Juden besser
als die neuen.
Die drei Akte sind in der Nacht vom 11. zum 12. in Abschrift fertig
geworden, und es folgten nur noch kleine Ergänzungen etc. Liegler kennt das
Ganze.
Hoffentlich geht es Ihnen gut. Viele Grüsse, auch an Ihre verehrte
Frau und an das unvergessliche Paar von Besitzern eines Sitzfleisches. Mit dem
Wunsch, dass Sie immer ein so vorzügliches Zusammenspiel erzielen,
Ihr
P.S. Kennen Sie die Aeschylos = Verdeutschungen d.i. Erleichterungen von
Wolzogen (Hans) bei Reclam? Da ist überall etwas für Mea Steuermann.
an Viertel?
Bitte, entschuldigen Sie die Maschinschrift mit der absoluten
Unleserlichkeit einer nur Setzern erschlossenen Handschrift. Ich schreibe
seit vielen Jahren keine Briefe mehr, fühle mich aber verpflichtet, Ihnen
das Beiliegende mitzuteilen. Ich konnte dieses Unmass von Ueberhebung nicht
auf sich beruhen lassen, schon aus Rücksicht auf den Verlag nicht, der auf
solche Art angesprochen wird. Wie Sie sich erinnern dürften, habe ich damals
ein gewisses Unbehagen empfunden, als Sie nach dem Ferngesoräch mir mitteil-
ten, der Herr wisse, dass Sie mit mir über die Sache gesprochen hätten. Nun
rühmt er sich einer förmlichen Mission, mit der er Sie betraut habe. Sie
sehen, dass meine Antwort diesen Punkt unberührt lässt, wiewohl ich dem Herrn
nicht ungern bedeutet hätte, dass ich unsere freundschaftliche Beziehung nie
zur Vermittlung einer Botschaft an ihn gebrauchen wollte und wie wenig ich
mir auch bewusst gewesen sei, eine solche an mich durch jene zu empfangen. Ic[h]
bin aber des weitern überzeugt, dass Sie so wenig wie ich gewusst haben,dass
der Herr Ihnen einen"Auftrag" - er sagt, er habe "durch" Sie mir etwas aus-
einandersetzen "lassen" - erteilt hat. Immerhin sollten Sie auch da Richtlinien
weisen und so kategorisch wie von Ihrer künstlerischen Domäne auch von der
Ihres Privatlebens den Einfluss von Leuten ablenken, die ihre schönste und na=
türlichste Bestimmung, Geldgeber einer guten Sache zu sein, nur zu leicht in
Misskredit bringen. Auch in diesem Punkt sind sicher die alten Juden besser
als die neuen.
Die drei Akte sind in der Nacht vom 11. zum 12. in Abschrift fertig
geworden, und es folgten nur noch kleine Ergänzungen etc. Liegler kennt das
Ganze.
Hoffentlich geht es Ihnen gut. Viele Grüsse, auch an Ihre verehrte
Frau und an das unvergessliche Paar von Besitzern eines Sitzfleisches. Mit dem
Wunsch, dass Sie immer ein so vorzügliches Zusammenspiel erzielen,
Ihr
P.S. Kennen Sie die Aeschylos = Verdeutschungen d.i. Erleichterungen von
Wolzogen (Hans) bei Reclam? Da ist überall etwas für Mea Steuermann.
an Viertel?