Lafite, Carl: Brief an Franz Schalk. Wien, 7.4.1916
Der Generalsekretär
der k. k. Gesellschaft der Musikfreunde
in Wien.
I. Karlsplatz 6.
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Hochverehrter Freund Schalk!
Sofort nach der Rückkehr Vorstand Hofmanns vom Urlaub -
gestern Vormittag - habe ich ihn persönlich aufgesucht.
Leider ist auch er, ebenso wie Dr. Kraus, der unum=
stösslichen Überzeugung, dass weder Ausschuss noch Plenum
des Singvereins irgendwie mit sich reden lassen würden,
wenn die Aufführung der Achten de facto im Konzerthaus
stattfinden sollte; ja, er meint, dass man damit gar
nicht kommen dürfte. Die Haltung beider Herrn in dieser
Frage ist eine derart dezidierte, dass ich keinen Weg
mehr sehe. Liesse sich nicht Fürst M. doch noch für
eine Aufführung in der Hofoper gewinnen? Dieser würden
unsere Funktionäre ja ohneweiters zustimmen; vielleicht
liesse sich doch auch die Orgel halbwegs durch ein grosses
Harmonium ersetzen, wenn dies auch natürlich nur ein
etwas schäbiges Surrogat wäre. - Es thut mir sehr
herzlich leid, Ihnen keine bessere Zeitung bringen zu
können; ich habe gewiss Alles versucht, bin aber, wie
gesagt, auf unüberwindliche Schanzarbeiten gestossen. Schade!
Vielleicht schreiben Sie noch einmal selbst an Dr. K.?
Verehrungsvollst und herzlichst, immer Ihr
Carl Lafite