Leifhelm, Hans: Brief an Ernst Lissauer. Düsseldorf, 17.2.1933
so bitte ich Dich, mich das möglichst frühzeitig wissen zu
lassen, damit ich für mein Teil die nötigen
Dinge vorbereiten kann.
Nun ist inzwischen in Deutschland vieles geschehen,
dessen Ergebnis, Ausgang und Wid[er]spiel nicht
abzusehen ist. Ich fürchte, es gibt Jahre der schwär=
zesten Reaktion. Wir müssen bald darüber sprechen.
Schreiben läßt sich das schwer. Ich sitze hier auch ganz
unsicher, da ich noch nicht übernommen bin. So kann
es sein, daß ich meinen Stab wieder weiter setzen
muß. Aber wie gesagt, eine Prophezeiung oder
sichere Prognose kann nicht gegeben werden, es ist
alles ganz undurchsichtig.
Bei der Besprechung werde ich Deine Vorschläge und
Gedanken genau zu Grunde legen. Ich hoffe und kann
mir vorstellen, daß der Verlag ernsthaftes Interesse
zeigt und daß er mit beiden Händen zugreift.
In Neuß war ich noch nicht. DIe Ereignisse fordern Tag
und Nacht Arbeit.
Deine Gedanken soziologischer Natur mußt Du sammeln
und verarbeiten. Es ist das große Unglück der Gegen=
wart, daß die Behandlung der Lebensgrundlagen und
der Volksgeschichtlichen Entwicklung fast nur den
oft beschränkten „Fachleuten" oder böswilligen Interessen=
ten