Lehár, Franz: Brief an Hubert Marischka. Bad Ischl, 11.10.1923
FRANZ LEHÁR
BAD ISCHL
RUDOLFSQUAI No 6
TELEPHON 84
Bad Ischl, 11. Oktober 1923.
Lieber Hubert!
Dir und Deiner lieben Frau mein innigstes, herzlichstes
Beileid.
Die Erlösung von fürchterlichen Qualen die mein lieber,
einziger Freund Karczag in stiller Ergebung litt, muß Dir
und Deiner lieben Frau Trost im unermeßlichen Schmerz sein.
Freund Jenbach der eigens nach Wien kommt, hat es übernommen,
mich, der ich krank zu Bette liege, zu vertreten und Dir
mein tiefstes Beileid zu übermitteln.
Karczags Tod hat mich tief erschüttert.
Wir waren ja wirklich zwei Kampfgenossen, wir haben
fest zu einander gehalten und haben uns manchen Erfolg
schwer erkämpfen müssen. Er war es, der mich verstand
und begriff und mir Mut zusprach wenn ich manchmal
erlahmte. Er war immer auf meiner Seite und unterstützte
mich, wenn ich mir immer grössere und grössere Aufgaben stellte.
Du bist nun sein Nachfolger und vertrauensvoll habe ich das
Schicksal meiner nächsten Werke in Deine Hände gelegt.
Beim Andenken an den teuren Toten wollen wir uns
geloben, treu zusammenzuhalten. Von meinen unwandel=
baren Gefühlen für das Haus Karczag kannst Du versichert sein.
Meinen Handkuss an Deine liebe Frau.
Es umarmt Dich Dein getreuester
LehárF