Lempruch, Moritz Erwin von: Brief an Karl Kraus. Wien, 4.1.1914
ja, - ich glaube, recht zu verstehen, - des
Leides um diese ganze, unglückselige,
nach einer erneuerten Erlösung schmach-
tende Menschheit! Ich fühle es von Tag
zu Tag deutlicher, was man uns Alles
genommen hat und noch fortwährend nimmt,
wie wir immer tiefer in dieser
unklaren Dämmerung versinken, die alle
Begriffe verschoben und alles Schöne uns
geraubt hat, um uns schändliche Surrogate
dafür zu bieten.. Ihre Erscheinung und
Ihr Werk ist mir der einzige Trost
in diesem Leide, das ich, je älter ich wer-
de, desto schwerer empfinde!
Lächeln Sie nicht über diese vielleicht
primitiven Geständnisse, welche direkt
aus dem Herzen kommen; aber ich sage Ihnen,
daß ich mich bei dem Gedanken oft geradezu