Limbeck von Lilienau, Max: Brief an Carl Weinberger. Wien, 22.6.1928
Wien 22/6 23.
Lieber Herr Weinberger!
Vor allem herzlichen Dank für die Prachtsitze,
die ich mit meiner Frau gestern zugewiesen er=
hielt. Ihr Sohn sagte mir, Sie seien ohnehin im
Theater vor der Vorstellung & suchte ich Sie im Kaffee-
raum. Unmittelbar vor ½ 8 fragte ich dann bei
der Abendkassa & erhielt, als ich Ihren & meinen
Namen nannte & fragte, ob vielleicht Sitze für mich
deponirt seien, die 2 glänzenden Orchesterplätze
vom Herrn Secretär ausgefolgt. Ich sah Sie dann
in der Direktionsloge nur einen Moment im 2.
Akte; als ich Sie dann später sprechen wollte, waren
Sie nicht auffindbar, obwol ich die leise Hoffnung
hegte, Sie würden den Entreakt II dirigieren. So
muss ich also, da das Telefon, wie gestern, versagte,
zur Feder greifen & Ihnen schreiben, wie sehr mich
Ihre lieben Weisen in die früheren schönen Zeiten zu-
rückversetzten; denn die saubere Arbeit & charakteri-
stische Harmonisirung der vornehmen Erfindungs=
gabe Weinbergers ist trotz 10jähriger Pause unver=
ändert geblieben! Ihr Sinn für musikalischen Ulk
kam in den beiden Duetten Kreith Norden & Kreith
Wurmser, sowie im Quartett des III Aktes bestens zur
Geltung, obwol hier der Dirigent Bläser & Schlagwerk
hätte etwas dämpfen sollen. Die Hetz' beim Terzett
Rosa Rosa, die Brod, Böhm & Pohl Meiser s.z. bei