Künstler, der von seinen nächsten Freunden in der Heimat so ver=
wöhnt ist, wie ich. Freilich ist die Sehnsucht, an gewohnter Stätte
wieder wirken zu können, durch das Münchener Erlebnis noch heisser
geworden. Daran kann auch die Erkenntnis nichts ändern, daß ich den
jüngsten Entwicklungen (?) unserer herrlichen Kunst fremd und ver=
ständnislos gegenüberstehe. Umsomehr sollen „Rückschrittler” wie
ich in der sogenannten „Zeit der Atonalen” unablässig ihr Glaubens-
bekenntnis vorbeten! Und das kann ich nur mit dem Taktstock in
der Hand. - Indessen, wem sage ich dies? Sie wissen es ja mindestens
so gut, wie ich selber, u. Ihrer innigen Wünsche für Wiederherstellung
meiner Gesundheit fühle ich mich ebenso gewiss wie Ihrer Liebe für di[e]
Art meiner Kunstausübung. Besinne ich mich darauf, so werde ich
dadurch stets hoffnungsfreudiger, ja komme zu Zeiten in eine fast
„optimistische” Stimmung, die ich letzten Endes immer meinen wahren
Freunden zu danken habe. Möge ich dessen immer eingedenk bleiben!
Da ich so gerne diese Zeilen heute noch in Ihren Händen
wüsste, werde ich sie, wenn ich gut zu Fuß bin, in Ihrer Privat=
wohnung abgeben, um eine weitere Verzögerung durch die Post
hintanzuhalten. Nur, wenn mir das rechte Bein Schwierigkeit[en]
machen sollte, werde ich doch zur Post meine Zuflucht nehmen
müssen. In absehbarer Zeit hoffe ich mir die Freude einer persönli=
chen Begegnung (etwa in Ihrem Amte) bereiten zu können.
Inzwischen bin ich, hochgeehrtester Herr Ministerialrath, immer
wieder u. in herzlichster Dankbarkeit
Ihr getreuer
Ferdinand Löwe
Meine Frau grüßt schönstens.
wöhnt ist, wie ich. Freilich ist die Sehnsucht, an gewohnter Stätte
wieder wirken zu können, durch das Münchener Erlebnis noch heisser
geworden. Daran kann auch die Erkenntnis nichts ändern, daß ich den
jüngsten Entwicklungen (?) unserer herrlichen Kunst fremd und ver=
ständnislos gegenüberstehe. Umsomehr sollen „Rückschrittler” wie
ich in der sogenannten „Zeit der Atonalen” unablässig ihr Glaubens-
bekenntnis vorbeten! Und das kann ich nur mit dem Taktstock in
der Hand. - Indessen, wem sage ich dies? Sie wissen es ja mindestens
so gut, wie ich selber, u. Ihrer innigen Wünsche für Wiederherstellung
meiner Gesundheit fühle ich mich ebenso gewiss wie Ihrer Liebe für di[e]
Art meiner Kunstausübung. Besinne ich mich darauf, so werde ich
dadurch stets hoffnungsfreudiger, ja komme zu Zeiten in eine fast
„optimistische” Stimmung, die ich letzten Endes immer meinen wahren
Freunden zu danken habe. Möge ich dessen immer eingedenk bleiben!
Da ich so gerne diese Zeilen heute noch in Ihren Händen
wüsste, werde ich sie, wenn ich gut zu Fuß bin, in Ihrer Privat=
wohnung abgeben, um eine weitere Verzögerung durch die Post
hintanzuhalten. Nur, wenn mir das rechte Bein Schwierigkeit[en]
machen sollte, werde ich doch zur Post meine Zuflucht nehmen
müssen. In absehbarer Zeit hoffe ich mir die Freude einer persönli=
chen Begegnung (etwa in Ihrem Amte) bereiten zu können.
Inzwischen bin ich, hochgeehrtester Herr Ministerialrath, immer
wieder u. in herzlichster Dankbarkeit
Ihr getreuer
Ferdinand Löwe
Meine Frau grüßt schönstens.