Ludwig, Emil: Brief an Ernst Lissauer. Moscia, 11.2.1930
MOSCIA
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4) Ihre Notizen werde ich dankbar benutzen,
doch scheinen Sie mich für tollkühner zu hal-
ten als ich bin, denn manches ist in Ihren
Anmerkungen nur deshalb ungenau, weil Sie nicht
alle Autoritäten kennen, besonders offenbar
nicht das grossartige 6bändige Werk von Keim.
Übrigens haben selbst katholische Autoren teil-
weise sanft gegen, protestantische teilweise lebhaft
für das Buch geschrieben. Wenn ich ihn finde,
sende ich Ihnen einen eleganten Aufsatz von
Henri Bordeaux, der natürlich die gewisse Lan-
geweile aller Akademiker hat; er ist ein Unsterb-
licher.
5) Auch die Gedichte halte ich zurück und hoffe,
in 2 Jahren einen Band "Dichtungen" herauszubrin-
gen, der etwa 60-80 Gedichte, "Tom und Sylvester",
die Sonette von Shakespeare und möglichst noch
ein Stück in der Art von Tom enthalten soll. -
Ich wünschte sehr, dass Sie Ihre Absicht
wahr machen können, sich dem "Moses" statt dem
Ullstein hinzugeben ! Ƒ s.n.S.
Eine Depesche aus Boston sagt mir heute,
dass der vorgestern dort erschienene "Lincoln"