Lux, Joseph August: Brief an Richard und Maia von Kralik. Salzburg, 23.10.1933
Anif-Salzburg 23.10.33.
Meine lieben verehrten Freunde!
Mit ein paar dürftigen Glückwunschworten ist
es bei Ihrer ergreifend schönen menschlichen Feier nicht getan.
Es ist vielmehr die Bitte zum Herrn, dass er Sie
beide in seinem besonderen Gnadenschutz nehme, wie er es
bisher getan und davon eine so selten erhörte Feier, wie
es die goldene Hochzeit überhaupt ist, ein sichtbares Zeichen ist.
Was wir andern an Ihnen beiden haben, ist auch nicht
so leicht mit einem Wort gesagt. Wo so oft geht es mir jetzt
wieder lebhaft durch den Sinn. Wir müssen uns gratulieren,
Wien, diese Zeit, dass es für Geist und Seele in dieser Wüste
noch eine Oase gibt, wie Ihr Heim, wo die Musen auf
dieser entgötterten Erde noch Altäre finden. Das weiss
ich selbst am besten zu schätzen, der ich zu denen gehöre, die
an Ihrer eingeweihten Hütte oft und gern geweilt haben
und oft noch weilen möchten.
Ich habe provisorisch die Geschäftsstelle der vaterländischen
Front in Salzburg auf Wunsch des Dr Kemptner übernommen, seit 1. Okt.
und bin sehr gehetzt und überlastet; aber es ist mir ein Atemholen
und ein Ruhepunkt, wenn ich zwischendurch Ihrer und der Abende