Madjera, Wolfgang: Postkarte an Friedrich Schreyvogl. Wien, 26.2.1922
Wien 26. 2. 1922.
Lieber Doktor!
Ich danke Ihnen recht sehr für den mit gewählten Worten
gezierten Bericht über den letzten Vortragsabend. Er kam ein
bißchen spät; die andern in Betracht kommenden Blätter waren be=
reits durch Berichterstatter oder anderwärtig versorgt - heute sind schon
in der „Volkszeitung” und „N. Fr. P.” Besprechungen erschienen - und so habe
ich Ihre Arbeit an Puchstein für's „Deutsche Volksblatt” gesandt. Werden
Sie wohl die Güte haben, mich zu verständigen, sobald es gebracht wird?
Was sagen Sie zu unserem guten alten Hofrat Hawerland? Es tat
mir aufrichtig leid um ihn. Er war nicht nur ein liebenswürdiger Mensch
und gewissenhafter Mitarbeiter, sondern auch eine Persönlichkeit von
ausgeprägter Eigenart. Wenn ich die Stunde des Begängnisses noch erfahre,
werde ich morgen daran teilnehmen - es findet in Weidling statt. -
Mit der Lesung Ihres „Antichrist” bin ich - hören und staunen Sie! - bis
ungefähr zur Mitte gelangt. Es ist ein Werk von weißglühender Hitze. Der
Stoff ist geradezu verschwendet, aber das atemlos hinstürmende Tempo nimmt
./.