1. 3. 24.
Liebe Gnädige Frau
Trotz der Hetzjagd der letzten Zeit der
Vorbereitungen für die Renaissanceaus-
stellung, habe ich doch noch mit Schroll
conferieren können. Herr Meier erklärte
mir aber nach langer Diskussion, er muss,
Ihnen abraten unter den heutigen Verhältnissen
ein graphische Mappe herauszugeben.
Der Zweck, welcher die großen Kosten rechtfertigen
würde, wäre doch der das Andenken Ihres
Sohnes durch seine Arbeiten in weitere Kreise
zu tragen. Der Zweck würde aber jetzt nicht
erreicht, weil die Käufer für Graphik fehlen.
Unter diesen Verhältnissen wäre es auch
für den Verlag, trotz der Deckung der Herstellungs
kosten, nicht gut möglich seine Arbeit für
die Sache einzusetzen.
Es bleibt da wol nichts übrig als es vorerst
bei der Ausstellung in der Secession bewenden
zu lassen und eine Publikation auf einen
günstigeren Zeitpunkt zu verschieben.
Ich muss heute reisen. In Angelegenheit
der Renaissanceausstellung wird nun der
Museumsverein direkt Ihren Sebastiano und
Credi erbitten. Mitte Mai bin ich
zurück. Mit herzlichen Grüßen von meiner Frau
u. mir Ihr ergebenster CarlMoll