Natter, Ottilie: Brief an Maia von Kralik. Gmunden, 11.10.1918
ihn selbst, sowie seine Eltern und sei=
ne jüngeren Geschwister, ein Bruder
fiel am Schlachtfeld, die Not des Krie=
ges hart, sehr hart betroffen. In
den Zeiten zwischen enthoben sein
und einberufen werden konnte er
seine Kunst pflegen, die ihm alles
und das Höchste ist, die er in viel=
seitigster Weise pflegt. Ich wür=
de mich herzlich freuen wenn Sie
sein Konzert besuchen und viel=
leicht auch Propaganda für ihn
machen könnten, wer Musik liebt dem
würde einige Stunden hohen Genu=
ßes bereitet. Doktor Tadlewski
ist gegenwärtig bei mir, wird
nur für ganz wenige Tage vor dem Kon=
zert nach Wien fahren und falls
es ihm irgendwie möglich ist, Sie
telephonisch anrufen um sich bei Ih=
nen, als Uberbringer meiner herz=
lichen Grüße, vorzustellen. Ich wür=
de mich ungemein freuen bei sei=
ner Rückkunft das Beste von
Ihnen allen zu vernehmen.
[seitlich links:]
Mit dem Wunsche daß Sie die lieben Ihrigen gesund und froh=
gesinnt um sich haben grüße ich Sie in treuer Freundschaft.
Ihre Ottilie Natter