Natter, Ottilie: Brief an Anny von Newald-Grasse. Gmunden, 22.12.1915
endlosen, verloren hatten. Den nun Ver=
einsamten war ich doppelt willkom=
men weil mir ihr Sohn herzlich nahe ge=
standen hat und wir sprachen von ihm
als wäre er mitten unter uns. Uber
das rege Leben und Treiben in Wien
war ich zunächst erstaunt und noch mehr
überrascht als ich Konzerte und Thea=
ter besuchte. Mit Mühe und Not be=
kam man Sitze, alle Veranstaltun=
gen waren überfüllt. Wahrlich Wien
ist die richtige Stätte für Musik, die
großartigsten Aufführungen an ein
und demselben Tag. Ich wußte oft nicht
wohin ich mich wenden sollte. Ri=
chard Straußens Alpensymphonie hat
mich höchlich interessiert und angeregt.
Die Komposition ist nicht hypermodern
sie entfaltet sich und steigert sich in
ruhiger Größe, - doch - Sie werden
ja Korngolds Kritik gelesen haben,