Mein lieber Freund:
Was die freie Volksbühne sich denken mag von uns? Wohl,
daß wir für jedes unserer Gedichte 100 K in Gold bekom=
men und so ihr gegenüber die stillschweigend Schen=
kenden spielen können. Ihre Karten und Briefe mit
dem ewigen traurigen Unterton berühren mich
sehr tief und lösen in mir stets ein Gefühl der
heimlichen Angst, der ich keine nähere Begründung
geben kann. Lieber, lieber Freund, ich bitte Sie viel=
mals: Kopf hoch und Mut - Mut! Ich weiß ja selbst
wie leicht das zu predigen und wie schwer es zu
befolgen ist, lebe ich doch [ja] oft in einer Atmosphäre
seelischen Jammers, aus der mich zu [ent]reißen
meinen Freunden nur selten gelingt. Was hab
ich nicht in den letzten Monaten durchlitten!
Alles frühere war ein Kinderspiel dagegen! Und
noch ist kein Ende der Qual. - Seit einigen
Tagen befinde ich mich in Innsbru[c]k auf der
„Flucht” vor dem kommenden Krieg mit Italien
und werde [i]n [einigen] Tagen in Wien, sobald ich
dort halbwegs zur Ruhe gekommen bin, er
halten Sie einen vielseitigen Brief mit Ge=
neralbeichte. Bis dahin alle beide Hände zum
lieben Druck und Gruß, von Ihrem
getreuen
Alfons. Petzold
Innsbru[c]k d. 18. 5. 1915
Was die freie Volksbühne sich denken mag von uns? Wohl,
daß wir für jedes unserer Gedichte 100 K in Gold bekom=
men und so ihr gegenüber die stillschweigend Schen=
kenden spielen können. Ihre Karten und Briefe mit
dem ewigen traurigen Unterton berühren mich
sehr tief und lösen in mir stets ein Gefühl der
heimlichen Angst, der ich keine nähere Begründung
geben kann. Lieber, lieber Freund, ich bitte Sie viel=
mals: Kopf hoch und Mut - Mut! Ich weiß ja selbst
wie leicht das zu predigen und wie schwer es zu
befolgen ist, lebe ich doch [ja] oft in einer Atmosphäre
seelischen Jammers, aus der mich zu [ent]reißen
meinen Freunden nur selten gelingt. Was hab
ich nicht in den letzten Monaten durchlitten!
Alles frühere war ein Kinderspiel dagegen! Und
noch ist kein Ende der Qual. - Seit einigen
Tagen befinde ich mich in Innsbru[c]k auf der
„Flucht” vor dem kommenden Krieg mit Italien
und werde [i]n [einigen] Tagen in Wien, sobald ich
dort halbwegs zur Ruhe gekommen bin, er
halten Sie einen vielseitigen Brief mit Ge=
neralbeichte. Bis dahin alle beide Hände zum
lieben Druck und Gruß, von Ihrem
getreuen
Alfons. Petzold
Innsbru[c]k d. 18. 5. 1915