Preradović, Petar von: Brief an Friedrich Schreyvogl. Zagreb, 10.12.1924
Peter von Preradović
Zagreb, Slavenska banka
Zagreb, 10.Dezémber 24
Sehr geehrter Doktor Schreyvogel !
Meine Frau ist aus Wien wieder hierher zurückgekehrt und
hat mir unter anderem auch von ihrer Unterredung mit Ihnen erzählt. Ich danke
Ihnen bestens für Ihre neuerlich geäußerte Bereitwilligkeit, mir behilflich
sein zu wollen. Die Hoffnung, einen Teil meiner Gedichte als Buch herauskommen
zu sehen, habe ich nachgerade aufgegeben. Es scheint wirklich so gut wie gar
keine Möglichkeit zu geben, heutzutage einen Verleger für Lyrik zu finden.
Ich verlege mich daher jetzt auf den Versuch, in ver-
schiedenen Zeitungen einiges unter zu bringen, was mir allerdings auch schon
Körbe eingetragen hat. Aber ohne solche geht es wohl überhaupt nicht.
Für die kommenden Weihnachtsnummern der Tageszeitungen
habe ich natürlich auch verschiedenes eingeschickt, darunter auch an Dr.Funder,
den ich persönlich flüchtig kenne und mit dem mein verstorbener Vater einige
Beziehungen unterhalten hatte. Die drei Gedichte, die ich ihm geschickt habe,
sind selbstverständlich mit Rücksicht auf die Eigenart der Reichspost ausgewählt.
Da ich nun weiß, daß Sie mit Dr.Funder in nahem Kontakt stehen, frage ich
mich an, ob es Ihnen möglich wäre, wegen des ev.Erscheinens eines der eingesandten
Gedichte Einfluß zu nehmen. Damit Sie orientiert sind, lege ich Ihnen je eine
Abschrift der in Frage stehenden Gedichte bei.
Ich fürchte allerdings, daß es für die Weihnachtsnummern
überhaupt schon zu spät sein wird.
Meine Gedichte, d.h. die Auswahl aus der Produktion
bis zum September (inzwischen ist ja Gott sei Dank wieder einiges an Neuem
entstanden) - sind gegenwärtig in Wien, um abgeschrieben zu werden. Sobald diese
Abschriften fertiggestellt sein werden, wird Ihnen ein Exemplar direkt zugehen.