so lange ich hier bin, nicht daran zu denken. Ich
wünsche von Herzen, daß Sie schon irgend einen
Blickpunkt gefunden haben mögen, von dem
aus Sie das Weltgeschehen ohne Bitterkeit zu be-
trachten imstande sind. Wissen Sie, was ich soeben
las? Das geistliche und priesterliche Tagebuch
von Ignaz Seipel. Es ist letzte Woche herausge-
kommen. Ein erschütterndes Dokument heroi-
scher und demütiger Selbsterziehung, und ein leuch-
tendes Zeugnis für den Vielgeschmähten. Die Einleitung
des Herausgebers läßt leider zu wünschen übrig. –
Bitte grüßen Sie Ihre liebe Frau viel-
vielmals und seien Sie selbst versichert der
Freundschaft und Verehrung Ihrer
Paula Molden-Preradović