Univ.Prof.Dr. Josef Redlich
Minister a.D.
Wien, 3. September 1927.
XIX.Armbrustergasse 15
Lieber Hofrat Holzmann !
Ich danke Ihnen sehr für Ihr freundliches Schreiben vom
24.v.M. und die inzwischen mir übermittelten Nummern der Wiener Mor-
genzeitung, in welchen ich die von Ihnen veröffentlichten Artikeln
mit dem grössten Interesse gelesen habe. Ganz besonders hat mich
Ihre Erinnerung an Gottlieb Adler berührt. Ich habe nämlich diesen
ausgezeichneten Gelehrten persönlich gekannt und erinnerte mich nur
noch, dass er plötzlich in sehr jungen Jahren gestorben war. Er
gehört wohl auch zu den vielen jüdischen Gelehrten, denen die Wiener
Universität schwer geworden ist!
Ihre biographischen Artikel zeigen mir wieder, wie wichtig
es wäre, dass Sie volle Arbeitsmöglichkeit und Freiheit der Veröf-
fentlichung hätten und gewiss sollten Sie Ihre schon längst publika-
tionsreifen Materialien veröffentlichen können. Natürlich fehlt jetzt
zu allem in Oesterreich Geld, sonst müsste doch eine Neuauflage des
Wurzbach das Erste sein, was hier Historiker in Angriff zu nehmen
hätten und was Staat und Gemeinde unterstützen müssten.
Ich kann zu all dem nur meine wärmsten Wünsche zum Aus-
drucke bringen. Ich habe in diesem Land nichts machen können, werde
daher auch gar nicht mehr versuchen darin etwas zu machen. Ich habe
Minister a.D.
Wien, 3. September 1927.
XIX.Armbrustergasse 15
Lieber Hofrat Holzmann !
Ich danke Ihnen sehr für Ihr freundliches Schreiben vom
24.v.M. und die inzwischen mir übermittelten Nummern der Wiener Mor-
genzeitung, in welchen ich die von Ihnen veröffentlichten Artikeln
mit dem grössten Interesse gelesen habe. Ganz besonders hat mich
Ihre Erinnerung an Gottlieb Adler berührt. Ich habe nämlich diesen
ausgezeichneten Gelehrten persönlich gekannt und erinnerte mich nur
noch, dass er plötzlich in sehr jungen Jahren gestorben war. Er
gehört wohl auch zu den vielen jüdischen Gelehrten, denen die Wiener
Universität schwer geworden ist!
Ihre biographischen Artikel zeigen mir wieder, wie wichtig
es wäre, dass Sie volle Arbeitsmöglichkeit und Freiheit der Veröf-
fentlichung hätten und gewiss sollten Sie Ihre schon längst publika-
tionsreifen Materialien veröffentlichen können. Natürlich fehlt jetzt
zu allem in Oesterreich Geld, sonst müsste doch eine Neuauflage des
Wurzbach das Erste sein, was hier Historiker in Angriff zu nehmen
hätten und was Staat und Gemeinde unterstützen müssten.
Ich kann zu all dem nur meine wärmsten Wünsche zum Aus-
drucke bringen. Ich habe in diesem Land nichts machen können, werde
daher auch gar nicht mehr versuchen darin etwas zu machen. Ich habe