Rieger, Erwin: Brief an Arthur Roessler. Salzburg, 17.11.1919
Salzburg,17.11.1919.
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ERWIN RIEGER
Lieber Herr Rössler,
Bei meiner Rückkehr hierher fand ich den Mallar=
mé und begann schon mit der Uebersetzung des " Nachmittags eines
Fauns ".Obwohl rasend schwer, macht sie mir viel Freude. Ich habe
hier erfahren, dass man Hinter-Glasmalereien, die die Bauern
ausführten, noch sehr billig bekommen kann. Glauben Sie, dass die-
se irgend einen Wert für Sie haben ? Frau v. B. habe ich noch nicht
gesehen. Ich hätte noch eine Bitte an Sie ! Ich habe für die in
der Wiener Literarischen Anstalt erscheinende Monographienreihe „The-
ater und Kultur“ soeben ein Bändchen " Offenbach und seine wiener
Schule " vollendet. Ich würde nun unter demselben Titel gern im
Lauf des Dezember in Wien eine Vorlesung halten. Ich habe mich
deswegen bereits schriftlich an Heller und die „Urania“ gewandt,
bisher aber , wie man das ja von Wien aus gewöhnt ist, noch keine
Antwort erhalten. Wären Sie nun so gut, mir etwas zu raten ? Es
liegt mir ja fern, damit verdienen zu wollen; da ich es aber
zum ersten Mal unternahm, die Operette vom kulturgeschichtlichen
Standtpunkt, gewissermassen historisch, zu betrachten, glaube ich,