Schönberg, Arnold: Brief an Georg Schönberg. Arcachon, 23.9.1933
ARNOLD SCHÖNBERG Villa Strésa,Av.Rapp
Arcachon (Gironde)
Lieber Görgi,ich wollte dir gestern deinen Gebur
tstag nicht verderben,aber ich habe am 20.bereit[s]
meine Kündigung von der Akademie erhalten und
bekomme nun am 1.Oktober zum letztenmal Gage,ohne
jede Entschädigung.Da ich vorläufig keine an-
deres Einkommen habe,musst du leider daraus die
Konsequenzen ziehen und kannst nicht mehr auf
mich rechnen.Denn bisher haben alle meine Ver
suche,mir wieder ein Einkommen zu verschaffen,
auf ganz unbegreifliche Weise mit Misserfolg
geendet.Ich habe nun,ehe ich dir Prag vorschla-
ge,noch den Versuch gemacht,ob nicht in Kopen-
hagen,bei Hansen eine Möglichkeit wäre.Ich hoffe
in 5-6 Tagen Antwort zu haben.Solltest du nach
Prag reisen,so werde ich dir entweder rechtzei-
tig schreiben ob(?) und wann ich dich dort tref
fen kann,oder aber ich schreibe dir einen Brief,
Prag hauptpostlagernd,wo ich dir meine Adresse
mitteile und eventuell auch Empfehlungen an
Leute,die dir behilflich sein können,Arbeit zu
bekommen. 1.Ich finde also folgendes am Besten:
Die Wohnnung verlässt du mit Ende September.
2.Die Möbel trachte vorher zu verkaufen;zu je-
dem Preis.3.Der Erlös wird dein Reisegeld sein
müssen.4.Bis du Antwort von mir bekommst,muss
Onkel Oskar dich beherbergen und verpflegen.Er
wird Gelegenheit haben,das mit mir zu verrech-
nen(ich hänge nämlich bei ihm mit 350 Mark!!!
Er sollte 200 Schenker bezahlen,75 für deien
Miete und vom Rest den Hausmeister und seine Aus-
lagen bestreiten.Er hat aber offenbar alles für
sich behalten und ich werde nun meine Möbel nicht
herausnehmen können und weiter Lagerzins bezahlen
müssen und eine teure möblierte Wohnung nehmen m
müssen.)Sage ihm das aber nicht
ohne meine ausdrückliche Ermächtigung.Schliess-
lich zahlt ervielleicht,während es nicht angenehm
ist,sich einen Feind zu verschaffen.Vielleicht
gibt er dir etwas zur Reise.