Heide, Hans Karl: Brief an Arthur Roessler. München, 22.1.1919
Ewald Silvester
München 0.27.,am 22.1.1919
Herzogparkstr.3
Diktat
Lieber Herr Roessler,
gestern abend ging "eingeschrieben" an Sie "Der flam-
mende Kranz" ab, und heute morgen erhalte ich Ihre geistvolle
Studie über Hans Brühlmann. Herzlichsten Dank für das prächtige
Buch, das ich sofort mit Andacht gelesen und beschaut habe. Es
ist wirklich ein Jammer, dass dieser junge starke Künstler so
elend zu Grunde gehen musste. Man kann Ihnen nur danken für das
edle Denkmal tiefsten Verstehens, das Sie ihm und seiner hohen
Kunst gesetzt haben.
Die Avalun-Drucke, von denen ich noch gar nichts gehört hatte,
versprechen ja etwas Köstliches zu werden.Ich beglückwünsche Sie
aufrichtig zu diesem Unternehmen, als dessen geistigen Führer
ich Sie ja wohl ansprechen darf.
Zu meiner gestrigen Sendung bemerke ich nur noch : Die im
"flammenden Kranz" vereinigten Gedichte- die 13 Sonette stehen
übrigens auch drin - sind zum grossen Teile früher schon in der
"Jugend", der "Lese",in "Licht und Schatten" und andern Blättern
erschienen; immerhin werden Sie auch viele neue darunter finden.
Ich schrieb Ihnen neulich wohl schon, dass ich im letzten Augen-
blick vom Abschluss eines Vertrages mit einem grossen Verlage
zurücktrat, weil ich selbst noch im Besitze einiger edler Papiere
für die Luxusausgaben war und so mit der Herausgabe einer numer-
ierten Auflage mich wirtschaftlich auch entschieden besser stand.