Wien, 8.März 1921.-
Sehr geehrter Herrn Kola,
Als Sie unlängst die Liebenswürdigkeit hatten, mich in der Direktion
des Burgtheaters aufzusuchen, stellten Sie u.a. an mich die Frage,ob
ich es wünsche, dass mein Austritt aus dem Verwaltungsrat Ihrer Ver -
lagsgesellschaft veröffentlicht werden solle. Ich legte damals kein
Gewicht darauf. Da ich aber jetzt im Zusammenhange mit der Volksopern-
angelegenheit von den verschiedensten Seiten angegangen werde, in die-
sem oder jenem Sinne auf den Gang der Dinge einzuwirken, und da ich in
höchst geschmackloser Weise sogar von wildfremden Leuten damit behelligt
werde, ihnen Aktien des Ri.Kola-Verlages zu verschaffen, - was angesichts
des Umstandes, dass ich selbst niemals eine solche Aktie gesehen ge -
schweige denn besessen habe, besonders grotesk ist! - so bitte ich
Sie, in einer Ihnen genehmen Form durch die Presse bekanntzugeben,dass
ich gleichzeitig mit Uebernahme der Burgtheaterdirektion aus Gründen
der Incompatibilität meine Verwaltungsratsstelle niedergelegt habe
und dass dies von Ihnen zur Kenntnis genommen wurde.-
Ich verbleibe mit dem Ausdrucke des besten Dankes im Vorhinein
und mit den freundlichsten Empfehlungen
Ihr ganz ergebener
Anton Wildgans