Herzlich möchte ich Ihnen für Ihren Aufsatz in der
„Neuen Freien Presse″ danken - Sie sagen im Grunde
das, was ich selbst so sehr empfinde, - dass Ameri-
ka stark seinen Weg ins Neue geht, während wir
hier in Europa unser Altes nicht bewahren, das Neue
nicht verdauen können. Es ist dumpf hier drüben gewor-
den und wäre ich jünger, ich gienge hinüber oder ir-
gendwohin in der Welt, wo Zukunft zu spüren ist, die
kommende Zeit.
Sie sind drüben - fast beglückwünsche ich Sie dazu!
Und auch uns, denn wir brauchen Menschen zwischen
der alten und neuen Welt, bindende erklärende Men-
schen. Ich habe Alles gelesen, was Sie von drüben schrie-
ben ~ eigentlich sollten Sie es in ein Buch formen,
denn wir haben fast nur Parteisches über America oder
Abgeschmacktes wie Alfred Kerr. Hoffentlich kann ich
Sie einmal besuchen - ich bin hinüber zu Vorlesungen
geladen, und einmal zieht es mich doch hinüber.
Mit vielen Grüßen
Ihr ergebener
Stefan Zweig
Salzburg 31. März 1925
„Neuen Freien Presse″ danken - Sie sagen im Grunde
das, was ich selbst so sehr empfinde, - dass Ameri-
ka stark seinen Weg ins Neue geht, während wir
hier in Europa unser Altes nicht bewahren, das Neue
nicht verdauen können. Es ist dumpf hier drüben gewor-
den und wäre ich jünger, ich gienge hinüber oder ir-
gendwohin in der Welt, wo Zukunft zu spüren ist, die
kommende Zeit.
Sie sind drüben - fast beglückwünsche ich Sie dazu!
Und auch uns, denn wir brauchen Menschen zwischen
der alten und neuen Welt, bindende erklärende Men-
schen. Ich habe Alles gelesen, was Sie von drüben schrie-
ben ~ eigentlich sollten Sie es in ein Buch formen,
denn wir haben fast nur Parteisches über America oder
Abgeschmacktes wie Alfred Kerr. Hoffentlich kann ich
Sie einmal besuchen - ich bin hinüber zu Vorlesungen
geladen, und einmal zieht es mich doch hinüber.
Mit vielen Grüßen
Ihr ergebener
Stefan Zweig
Salzburg 31. März 1925