Bl. 1r: "Mit wahrer Freude habe ich in diesen Tagen Ihr Buch 'Vom Musikalisch-Schönen' wieder gelesen. Klarer & überzeugender kann der Gegenstand wohl nicht dargestellt werden, als es hier geschehen ist u. so nehme ich an, daß die 7. Auflage, welche mir vorliegt, bald einer neuen Platz machen wird. Nun ist es eine meiner [...] Eigenthümlichkeiten, daß mir Druckfehler überhaupt, in guten Büchern aber ganz besonders zuwider sind. Da dürfen Sie es denn nicht unbescheiden finden, wenn ich mir erlaube Ihnen diejenigen errata, welche mir aufgefallen sind, namhaft zu machen. Ich denke, daß ich Ihnen eine Mühe erspare u. Ihren Lesern durch einen correcten Text ein erhöhtes Vergnügen bereite. Darf ich? Ja? [Liste mit 8 Korrekturen, darunter 2 Notenbeispielen]. [Bl. 2r:] Wann führt Sie Ihr Weg wieder nach Frankfurt? Der neue Bahnhof ist allein eine Reise werth u. in der Oper können Sie Othello hören, den wir gestern zum ersten mal aufgeführt haben. S'ist immerhin erstaunlich, daß ein Italiener so durchaus ernsthaft u. gewissermaßen tief sein kann. Und was für Töne der Leidenschaft dem alten Herrn noch zu Gebote stehen! Am meisten imponiert mir der Monolog des Othello im 3. Akt, As moll [...]. Das ist wirklich prachtvoll empfunden [...]. Grüßen Sie Ihre Gattin u. die gemeinschaftlichen Freunde Brahms, Billroth u. s. w. [...]"
Dessoff, Felix Otto: Brief an Eduard Hanslick. Frankfurt, Main, 30.9.1888
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