Grillparzer, Franz: Brief an Katharina Fröhlich. Bad Tatzmannsdorf, 10.8.1852

N 812 Tatzmannsdorf, Dinslag, ich glauben den 10ten Biebe Kattyr. Ich schreibe heute wahrscheinlich das letzte mal von Tatzmansdorfe Ich hiebe gemeinschaftlich mit einem persionierten Hauptmann nach Denburg an einen Brefträger geschrieben, und wann wir die ver­langts Gelegenheit den dort erhalten, so gehen ich nächsten Sontag von hier ab und komme wahrscheinlich Montag in Wien du. Kommt der Wagen nicht, so schreibe ich noch einmal des Nähere. Meiner Gesundheit fehlt nichts als daß der Sauerbrunnen meine Magen stark angreift, was übrigens auch in Stimmes der Fall war. dort aber befand sich Preys in der Nähe der sich auf Naturen wie die meinige versteht, indeß freund Reinwald mehr auf Grenadien und Musbetiere einstudirt ist als auf Dichter und Tonselzer, Auch ist er ohne seine Schuld äußer der Tage mir beizustehen, da sein Regiment, was er nicht wissen konnte, an Guns weg und nach Neuhäusel verlegt worde ist, so daß ich ihn die ganze Zeit nur ein einzigesamt gesehen habe. Zugleich ist Tatzenensdorf nach Gott= und Welt= verlag­jener als Siecs, da dort die Stadt Neusehl in der Nähe liegt, von wo wen sich doch etwas verschaffen kann, indeß hier auf 10 Meilen in der Ründe sich nicht einmal eeine ordentliche Agatheke befindet. So habe ich das Mittel das mir freyß in Sticz verschrieben, mir aus Pinkafed kommen lassen, erhielt aber statt eins weissen, flockigen Pulvers einen harten braunen Zelten, der entweder ein ganz anderes Praparat, oder durch langes liegen so zusammengebacken und verdorben war, daß ich nicht regte es zu neheren.