Grillparzer, Franz: Brief an Joseph Ferdinand Sonnleithner. Neapel, 30.4.1819

meinem ersten Reisegefährten, dem Grafen deyen ausgegangen, der im Grunde ein gutmüthiger, herz. licher Mann, durch äußerste Inkonsequenz, Unent­schloßenheit und Verkehrung aller Gesichtspunkte häufig zur Last wird. Ich habe mich daher auch in Rom von ihm getrennt und die Reise hierher mit dem Obersthofmeister der Kaiserin, Graf Wurm 1 brand gemacht, der mir dazu selbst das Aierbiethen machte und sich gegen mich mit so viel Aufmerksam keit und Artigkeit betragt, daß man wirklich übertrieben delikat seyn mußte, wenn man nicht seinen weitern Antrag, die der Rückreise bis Mailand gleichfalls in seiner Gesellschaft zu machen, denkbar annähme. Dadurch ist denn für mein Weiterkommen vortrefflich gesorgt und Da überdieß Graf Wurmbrand mir den Tisch an der Kaiserlichen Konstrobertafel ausgewirkt und mich so vor den Einflüßen der verfluchten italienischen Küche auf meine Gesundheit ge­sichert hat, so bleibt mir denn in äußern dingen nichts zu wünschen übrig. Ich habe hier schon Doktor Schönberg ken nun gelernt, ob ich schon noch nicht Gelegenheit hatte Ihren Brief an ihn abzugeben. Er hat mich aber Sschon auf den mündlichen Gruß, den ich ihm von Ihnen brachte, sehr freundschaftlich aufgenommen. und mir versprechen, mich in die hiesigen literarischen Gesellschaften einzuführen und mich auch einige der beßeren Inprovisatoris hören zu machen. Ich hoffe hier einen sehr angenehmen Auchent­halt zu haben, angenehmer als in Rom, wo die Menge der zu sehenden dinge beinahe erdrückend auf dennigen wirkt, der nur kurze Zeit bleiben kann und daher z auf die Merkwürdigkeiten beinahe Jag machen muß. Dazu kommt noch das ungesunde Klima, das reitzt und abspart zugleich, die dende Kost mit Ohl und Köse, kurz man darf von Glück sagen, wenn man wie ich ohne Wechselfieber davon kkommt, denn die deutschen in Kon sehr ausgesetzt ein. Wir haben hier in Neapel schon die herrlichsten Porthieen verabredet. Gestern habe ich die Lieienschiffe besehen, den die Tochter des Kronpringen nach Spanien bringen sollen; übermorgen haffe ich den Weser zu besteigen, kurz jeder Tag hat was Neues. Ich bitte der Tante meinen wärmsten Gruß zu bringen. Die Gasthäuser in Ron wären mir villeicht nicht halb so schönklich vorgekommen, wenn ich nicht vor meiner Abreise von Wien, so sehr wäre verwähnt worden. Die Wiener Apfelstrudel und Schinken lagen mir immer im Kopfe. An Adelheid und Hedrig, wie auch Fräulein Hanne und H. H. Haselsteiner Empfehlungen und Grüße mit Hochachtung und Denkbarkeit I Grillpiege