Grillparzer, Franz: Brief an Klaudius von Fuljod. Neapel, 3.6.1819
nahin ihn, wie natürlich, mit Freuden an. Raum 12 Tage waren wir in deapel, als Graf Wurmtrand auf einem amerikanischen Schiffe, das er im Gefolge des Kaisers bestieg, unglück, durch einen unglücklichen Sturz das Bein brach und sich dennach einer langen Kur unterwerfen mußte. Es war e vorauszusehen, daß der Hof ohne ihn übreisen und er allein in Neapel zurückreisen werde. Ihr in dieser hilfloser Tage zu verlaßen, wäre von meiner Seite die niedrigste Andankbarkeit gewesen, auch wenn er mich nicht zu bleiben aufgefordert hätte, was er doch gleich als er mich nach seinem Unglücke sah, mit Thränen in den Augen thate Er trug seine Bitte mich bei sich behalten zu dürfen dem Kaiser vor, der sogleich mei­nen Urlaub auf unbestimmte Zeit verlängerte und hievon die Hofkunner verständigen zu lassen versprach. Dieses wird ohne Zweifel mittlerweile bereits geschehen seyn, und ich be­schränke mich daher blos darauf. Er Hochwohl geb. davon zu unterrichten, damit dieselben hiernach Ihre Einrichtungen treffen können. Bit zur Hälfte des August hoffe ich übrigens längstens bereits in Wien zu seyn. Daß eine Verlängerung meines Urlaubs auf diese Art nicht mein Wunsch war, begreift jedermann der weiß was es sagen will, an der Seite eines Kranken, in einem Lande, das auf meine Gesund Zeit so störmen wirkt, als die Sirocolust Meapels, ohne Umganz und Bekannte zurückzeblei ben. Aber es war kein Ausweg. Ich wollte, daß ich meinen Aufenthalt in Italien weinigstens für de Wiener Theater nützlich nathen könnte, aber daran ist nicht zu denken. Wenn es je zur Errichtung einer italienischen Oper in Wien käme, so hätte ich schon bis jetzt genug gehört, um eine Gesellschaft vorschungen zu können, deren Vortrefflichkeit alles überträfe, was man in Wien sich denken kann. Eine Toder aus Venedig, eine Colbran, nebst dem Feuer david und dem Bariton Nozzari aus Neapel, ja selbst der Tenorist des hiesigen zweiten Theaters al Sondo würden, bei uns furore machen, aber das ist nicht was wir brau chen. Eher wäre noch hinsichtlich des Balletpresonales etwas zu machen. Die Tänzerinn sind hier vortrefflich.