Auernheimer, Raoul: Brief an Franz Ottmann. Altaussee, 30.8.1929
DR. RAOUL AUERNHEIMER
WIEN
III., NEULINGGSSE 13
Alt=Aussee 30. 8. 29.
Sehr geehrter Herr Doktor,
entschuldigen Sie, wenn ich
erst heute u. auch heute nur flüchtig
auf Ihren Brief u. Plan zurück=
komme, dessen ausführliche Beur=
teilung in einem Gespräch mit
Ihnen ich mir vorbehalten möchte.
Für heute nur so viel, dass ich mich
aufrichtig freue, eine Kunstgattung
von Ihnen so geschätzt zu wissen, die
auch mir - wäre ich sonst würdig,
in der von Ihnen aufgestellten
Reihe zu stehen? - wert u. wichtig
ist. Dass also das Feuilleton ein
Recht darauf hat, den Tag zu über=
leben, der es, weil er es geboren
hat, keineswegs zu verschlingen
braucht: das unterliegt für mich
keinem Zweifel. Das Feuilleton
- wenigstens, was wir Feuilleton
nennen, denn was unsere deut=
schen Brüder so nennen u. auch was