Auernheimer, Raoul: Brief an Franz Ottmann. Altaussee, 30.8.1929
sie schreiben, ist etwas ganz anderes -
ist eine gleichberechtigte literarische
Kunstform, u. es ist nicht einzuse=
hen, warum es nicht aufbewahrt
werden könnte u. sollte. Die Frage
ist nur, wie man der von Ihnen
ins Auge gefassten Sammlung die
erforderliche Publicität sichern soll,
da man doch in Österreich keine
Bücher kauft u. in Deutschland
keine Feuilletons liest. Darüber
müssen wir uns ausführlicher aus=
sprechen. Schon heute aber möchte
ich sagen, dass ich mir die Samm=
lung wählerischer vorstelle, als sie
Ihnen vorschwebt. 2 - 3 Dutzend
Feuilletons würden m. E. voll=
auf genügen. Hiezu einige aus
meinem Jahresvorrat beizutragen,
wird mir unter allen Umstän=
den eine Ehre sein. Auch die
Sammlung einzuleiten, wäre ich
unter Umständen bereit, hätte aber
auch nichts dagegen, wenn dies
ein anderer aus unserer Gilde tut.
Ich bin in der zweiten Hälfte
des Sept. wieder in Wien u. werde
mir dann Ihren Anruf erbitten.
Einstweilen bestens grüßend,
Ihr aufrichtiger
Raoul Auernheimer