Auernheimer, Raoul: Brief an Jenny Auernheimer. Abbazia, 11.4.1915
Dr. RAOUL AUERNHEIMER
WIEN, III. NEULINGGASSE 13.
Abbazia 11. 4. 15.
Meine teure Mama,
Deine mütterliche Karte,
in der Du meine längst
verwehte "Remißfeier" durch
die Kraft nachschaffenden Gemü-
tes wieder lebendig machst, hat
mich tiefer berührt, als ich sagen
kann. Nicht, weil Du mir
ein posthumes Lob zollst -
Du weißt, wie unendlich
wertvoll u. maßge-
bend mir Deine Anerkennung
in jedem Falle ist - sondern,
weil jenes Verständnis aus
Deinen Zeilen spricht, dem,
wie Du ja selber andeutest,
mein Talent nur in seltenen
Ausnahmsfällen begegnet.
Ich bin bekannt, berühmt,